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Region Informationen Autonome Region: Katalonien

Informationen:


Katalonien (katalanisch Catalunya [kətəˈluÉČə], aranesisch (okzitanisch) Catalonha [kataˈluÉČa], spanisch Cataluña [kataˈluÉČa]) ist eine Region im Nordosten Spaniens zwischen der MittelmeerkĂŒste und den PyrenĂ€en.

Politisch ist Katalonien eine von 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens und gilt aufgrund geschichtlicher und kultureller Besonderheiten neben dem Baskenland und Galicien als eine der „historischen Autonomen Gemeinschaften“ (katalanisch nacionalitats histĂČriques, spanisch nacionalidades histĂłricas). UnabhĂ€ngigkeitsbestrebungen haben in Katalonien große Bedeutung errungen:

Das katalanische Regionalparlament erklÀrte Katalonien am 27. Oktober 2017 nach einem umstrittenen Referendum zu einer von Spanien unabhÀngigen Republik (deren Wirksamkeit vom PrÀsidenten der Generalitat selbst ausgesetzt wurde), die von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wurde. Die spanische Regierung erklÀrte dies als nicht rechtskrÀftig, setzte daraufhin die Regionalregierung und das Parlament ab. Seit den Neuwahlen zum Regionalparlament vom 21. Dezember 2017 regiert wieder eine separatistisch dominierte Regierung in Katalonien, so dass die Katalonien-Krise weiter schwelt.

Die Hauptstadt der Region ist Barcelona. Die Einwohner heißen Katalanen. Amtssprachen sind Katalanisch, Aranesisch und Spanisch sowie Llengua de Signes Catalana (Katalanische GebĂ€rdensprache).

Geographie

Im Norden, getrennt durch die PyrenĂ€en, grenzt Katalonien an Frankreich und Andorra, im Westen an die autonome Region Aragonien und im SĂŒdwesten an die Region Valencia. Die höchste Erhebung ist die 3143 Meter hohe Pica d’Estats, ein Gipfel des Montcalmmassivs. Zu Katalonien gehört auch die von französischem Gebiet umgebene Exklave LlĂ­via.

Mit 32121 kmÂČ LandflĂ€che ist die autonome Gemeinschaft etwa so groß wie Belgien. Obwohl es sich damit nur ĂŒber 6,3 % der spanischen Landmasse erstreckt, stellt es mit einer Bevölkerungsdichte von 234 Einwohnern pro Quadratkilometer 15,9 % der Einwohner Spaniens und ist damit fast neunmal so dicht besiedelt wie die Nachbarregion Aragonien, bzw. fast dreimal (2,8 x) so dicht wie der Rest Spaniens.

Topographie

Das Gebiet Kataloniens kann geomorphologisch in neun Zonen unterteilt werden:

Katalanische PyrenÀen

Die Hochgebirgsregion der PyrenĂ€en (katalanisch Pirineus) nimmt einen im Ă€ußersten Norden, an der Grenze zu Frankreich und Andorra, liegenden Streifen Kataloniens ein. Hier liegen mehrere Gipfel von ĂŒber 3000 m Höhe, der Pic de Sotllo (3084 m), Pic de Comaloforno (3033 m), Besiberri Nord (3015 m) und die höchste Erhebung Kataloniens, die Pica d’Estats (3143 m). In dieser Region entspringen auch die FlĂŒsse Noguera Pallaresa, Noguera Ribagorzana, Garona, Llobregat, Ter, und Muga. Zu den PyrenĂ€en gehört auch die zwischen der Stadt La Jonquera und dem Mittelmeer liegende Gebirgskette Serra de l’Albera, mit dem höchsten Gipfel, dem Puig NeulĂłs (1245 m).

Katalanische VorpyrenÀen

Die VorpyrenĂ€en (katalanisch Prepirineus) bilden einen etwa 20–45 km breiten gebirgigen Streifen sĂŒdlich der PyrenĂ€en, zwischen Aragonien im Westen und der Comarca Garrotxa im Osten. In dieser Region befinden sich die GebirgszĂŒge Serra del Montsec, Serra de Boumort, el Port de Comte und el CadĂ­. In den VorpyrenĂ€en gibt es nur wenige Gipfel von ĂŒber 2000 m Höhe. Die höchsten Erhebungen, wie der Pedraforca (2497 m) und der Torreta de CadĂ­ (2561 m) befinden sich in der Serra del CadĂ­.

Serralada Transversal

Das grĂ¶ĂŸte Gebiet dieses Gebirges wird durch die Comarca Garrotxa eingenommen, kleinere Teile liegen in den benachbarten Comarcas Osona, Selva und GironĂšs. Im nordwestlichen Teil der Serrelada Transversal sind die Serra de Milany und Serra de Santa Magdalena, sie bilden einen Übergang zu den PyrenĂ€en. Im Nordosten grenzt der Gebirgszug an den Fluss FluviĂ  und im SĂŒden bildet der Fluss Ter eine natĂŒrliche Grenze zu den Guilleries, die zum Katalanischen VorkĂŒstengebirge gehören. Teil des Gebirgszuges ist auch das Vulkangebiet von Garrotxa. Die höchste Erhebung ist der Milany (1526 m).

Zentralkatalanische Senke

Die Zentralkatalanische Senke (katalanisch DepressiĂł Central) ist eine fruchtbare Hochebene zwischen 200 und 500 Metern durchzogen von einzelnen HöhenzĂŒgen. Begrenzt wird die Ebene im Norden durch die VorpyrenĂ€en, im Osten durch die Serralada Transversal, im SĂŒdwesten durch das katalanische VorkĂŒstengebirge und im Westen durch die Autonome Gemeinschaft Aragonien. Die Ebenen von Urgell (Plana de Urgell), Vic (Plana de Vic) und Bages (Pla de Bages), das Becken von BarbarĂ  (Conca de BarbarĂ ), sind Teil dieser Senke.

Massive

Einzelne, isolierte Erhebungen oder HöhenzĂŒge von 800 bis 1000 Metern ragen als Massive aus der Zentralkatalanischen Senke heraus.

Katalanisches VorkĂŒstengebirge

Das Katalanische VorkĂŒstengebirge (katalanisch Serralada Prelitoral Catalana) ist ein nicht zusammenhĂ€ngender Mittelgebirgszug entlang der KĂŒstenlinie, in einem Abstand von 30 bis 60 Kilometern. Die bekanntesten HöhenzĂŒge sind die Guilleries, Montseny, Sant Llorenç del Munt, Montserrat, Montsant, Muntanyes de Prades, Serra de l'Obac, Ports de Tortosa-Beseit und Serra del MontsiĂ .

Katalanisches KĂŒstengebirge

Das Katalanische KĂŒstengebirge (katalanisch Serralada Litoral Catalana) ist ein nicht zusammenhĂ€ngender Mittelgebirgszug direkt an der KĂŒste, zwischen dem Golf de Roses und dem Fluss Foix. Die HöhenzĂŒge von Nordost nach SĂŒdwest: MassĂ­s del MontgrĂ­, MassĂ­s de les Gavarres, Serra del Montnegre, Serra del Corredor, Serra de Marina, Serra de Collserola und MassĂ­s del Garraf.

KĂŒstenebene

Die KĂŒstenebene (katalanisch DepressiĂł Litoral) liegt unmittelbar an der MittelmeerkĂŒste.

VorkĂŒstenebene

Die VorkĂŒstenebene (katalanisch DepressiĂł Prelitoral) bildet eine Ebene in KĂŒstennĂ€he bzw. hinter dem KĂŒstengebirge.

StÀdte

Bedeutende StĂ€dte neben Barcelona sind Tarragona, Lleida und Girona sowie Manresa, Vic, Igualada, Martorell, Figueres, Reus, MatarĂł, Terrassa und Sabadell. Die ebenfalls großen StĂ€dte L’Hospitalet, Badalona und Santa Coloma de Gramenet grenzen direkt an Barcelona und gehören in dessen Agglomeration.

KĂŒste

Der KĂŒstenverlauf von etwa 580 km LĂ€nge ist vielgestaltig und im Norden an der felsigen Costa Brava geprĂ€gt von zahlreichen sandigen kleinen Buchten, den Cales, wĂ€hrend im SĂŒden an der Costa Daurada weite SandstrĂ€nde vorherrschen. Dazwischen, nördlich von Barcelona liegt die Costa del Maresme und sĂŒdlich von Barcelona die Costa del Garraf.

Naturparks

In Katalonien liegen einige der bedeutendsten Naturschutzparks der Iberischen Halbinsel. Dazu gehören im Nordwesten in den PyrenĂ€en der Nationalpark AigĂŒestortes i Estany de Sant Maurici, im Nordosten in den VorpyrenĂ€en der Naturschutzpark Vulkane der Garrotxa, im SĂŒden der Naturpark im Delta des Ebro sowie der Naturpark Cap de Creus am östlichsten Punkt der Iberischen Halbinsel. Der Naturpark Montseny ist zudem von der UNESCO als BiosphĂ€renreservat ausgewiesen worden.

Die Naturparks werden z. B. im Rahmen des Xarxa de Parcs Naturals („Netz der Naturparks“) der Diputació de Barcelona („Provinzialverwaltung der Provinz Barcelona“) verwaltet.

Politische Gliederung

Katalonien ist administrativ in Provinzen, comarques und Gemeinden gegliedert. In Zukunft sollen die vegueries an die Stelle der Provinzen treten.

Provinzen/vegueries

Seit 1833 bestehen in Katalonien die vier Provinzen Barcelona, Tarragona, Lleida und Girona. Nach dem Autonomiestatut von 2006 und dem katalanischen Regionalgesetz (Llei 30/2010, del 3 d’Agost, de vegueries vom 3. August 2010) sollen an die Stelle der Provinzen sieben sogenannte vegueries treten. Da eine Änderung der Provinzgrenzen nach der spanischen Verfassung jedoch nur durch ein Organgesetz der Cortes Generales, also des gesamtspanischen Parlaments in Madrid, erfolgen kann, werden die sieben im Regionalgesetz vorgesehenen vegueries (L’Alt Pirineu, Barcelona, La Catalunya Central, Girona, Lleida, El Camp de Tarragona, Les Terres del Ebre) erst eingerichtet, wenn die entsprechenden GesetzesĂ€nderungen auf staatlicher Ebene erfolgt sind. Derzeit ist nicht absehbar, ob und wann dies erfolgt, sodass es auf unabsehbare Zeit bei der Gliederung in vier Provinzen bleiben wird.

Die ZustĂ€ndigkeitsbezirke der Behörden des Verwaltungsunterbaus der Autonomen Gemeinschaft richten sich allerdings teilweise schon jetzt nach dem Gebietsstand der zukĂŒnftigen vegueries, wĂ€hrend sich die der staatlichen Behörden an dem der vier Provinzen orientieren.

Das ĂŒber einen Sonderstatus verfĂŒgende Val d’Aran soll zunĂ€chst der vegueria L’Alt Pirineu angehören und erst spĂ€ter aus dieser Gliederungsebene komplett herausgenommen werden (wofĂŒr allerdings auch GesetzesĂ€nderungen auf gesamtspanischer Ebene notwendig sind).

Comarques

Bereits im Jahr 1936 hat die damalige katalanische Autonomieregierung ein Dekret erlassen, das das Territorium in comarques einteilte. Mit dem Beginn der Franco-Diktatur nach der Niederlage republikanischer Truppen im spanischen BĂŒrgerkrieg wurde dieses Dekret jedoch aufgehoben.

Im Jahr 1987, also 12 Jahre nach dem Tod Francos und dem Übergang in die Demokratie, wurden durch ein Regionalgesetz in Katalonien die vorfranquistischen comarques wiedererrichtet. Die Anzahl dieser 38 „alten“ comarques wurde jedoch um drei weitere erweitert bzw. modifiziert, so dass 1988 insgesamt 41 comarques als GemeindeverbĂ€nde eingerichtet wurden. Durch eine Reform im Jahr 2015 wurde eine 42. comarca, das MoianĂšs, errichtet.

Die Grenzen orientieren sich nicht ĂŒberall an den Provinzgrenzen, d. h., es existieren mehrere comarques, zu denen Gemeinden verschiedener Provinzen gehören. Dies soll sich mit der Ersetzung der Provinzen durch die vegueries Ă€ndern, die jeweils das Gebiet mehrerer comarques umfassen werden. Von der GrĂ¶ĂŸe her sind die comarques mit Landkreisen in Deutschland vergleichbar.

Gemeinden

Katalonien ist aufgeteilt in 936 Gemeinden.

  • Liste der Gemeinden in der Provinz Barcelona
  • Liste der Gemeinden in der Provinz Girona
  • Liste der Gemeinden in der Provinz Lleida
  • Liste der Gemeinden in der Provinz Tarragona

Klima

In Katalonien wirken das Mittelmeerklima an der KĂŒste und das Bergklima, das sogenannte voralpinische Klima in der NĂ€he der Berge: In den vom Mittelmeer geprĂ€gten Teilen wechseln sich heiße, trockene Sommer mit milden, regenreichen Wintern ab und in den bergigen Regionen herrscht ein typisches Bergklima mit milden Sommern und sehr strengen Wintern mit reichlich Schnee (PyrenĂ€en).

Geschichte

Die Geschichte Kataloniens reicht bis in das Jahr 1000 v. Chr. zurĂŒck, als die Iberer die PyrenĂ€enhalbinsel besiedelten.

Vor der Besiedelung durch Cro-Magnon-Menschen (Homo sapiens) war die Region bereits von Neandertalern bewohnt, wie Funde in der Höhle Cova Gran de Santa Linya belegen. In historischer Zeit war Katalonien ursprĂŒnglich von Iberern besiedelt, spĂ€ter lag das KĂŒstengebiet im Einflussbereich Karthagos. Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. gewann Rom die Vorherrschaft; die Römer erhoben 19 n. Chr. die Gegend zur römischen Provinz Hispania Tarraconensis. Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. fasste das Christentum Fuß im Bereich des heutigen Katalonien.

Im Zuge des Auflösungsprozesses des Imperium Romanum kamen 418 die Westgoten erstmals mit Polizeiaufgaben betraut nach Spanien, aber erst nach der Schlacht von VouillĂ© 507 setzten sie sich auf der Iberischen Halbinsel fest. Das Erbe dieses Westgotenreiches behauptete sich am SĂŒdhang der PyrenĂ€en am zĂ€hesten. Bis in das 11. Jahrhundert blieb der gotische Rechtskodex Liber Iudicum von 654 in Gebrauch – auch die Einbeziehung der sĂŒdlichen PyrenĂ€enregion in das frĂ€nkische Markensystem (Spanische Mark) Ă€nderte nichts daran.

Die Bewahrung lokaler EigenstĂ€ndigkeit war jedoch nicht gleichbedeutend mit kultureller Isolation. Der PyrenĂ€enraum war von jeher ein bevorzugtes Durchzugsgebiet fĂŒr Kultur und Handel zwischen dem Vorderen Orient und den britischen Inseln. Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Frankenreich und den Arabern entstanden Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts im nördlichen Teil des heute zu Spanien gehörenden Kataloniens und im heute französischen Nordkatalonien mehrere Grafschaften, die zunĂ€chst dem westfrĂ€nkischen bzw. französischen König unterstanden, im Laufe der folgenden Jahrhunderte aber zunehmend selbstĂ€ndiger wurden.

Graf Wilfried der Haarige (katalanisch GuifrĂ© el PilĂłs; † 11. August 897) vereinigte die Grafschaften Urgell, Cerdanya, Barcelona und Girona unter seiner Herrschaft und begrĂŒndete die Dynastie der Grafen von Barcelona. Ende des 10. Jahrhunderts lösten sich die katalanischen Grafschaften aus der Lehnsherrschaft des westfrĂ€nkischen Königs. Neben diesen politischen AnfĂŒhrern kommt auch dem geistlichen FĂŒhrer Abt Oliva, der unter anderem dem damaligen kulturellen Zentrum Kataloniens, der Abtei von Ripoll, vorstand, eine große Bedeutung zu.

Durch den Ehevertrag zwischen Raimund Berengar IV., Graf von Barcelona, und der erst einjĂ€hrigen Petronila/Peronella, Erbin der Krone Aragoniens, entstand 1137 aus Aragonien und den im 12. Jahrhundert mit Katalonien weitgehend identischen LĂ€ndern der Grafen von Barcelona eine Staatsgemeinschaft, die als Krone Aragonien bekannt ist. Durch weitere dynastische Verbindungen sowie Eroberungen wurde sie im Hoch- und SpĂ€tmittelalter zur fĂŒhrenden Macht des westlichen Mittelmeerraumes. Ihr wirtschaftliches und kulturelles Zentrum war der katalanische Teil der Staatsgemeinschaft, das Prinzipat Katalonien, dessen Handelsflotte den westlichen Mittelmeerraum beherrschte.

15. bis 18. Jahrhundert

1469 heiratete Ferdinand, Erbe der Krone Aragoniens, seine Cousine Isabella, Erbin von Kastilien. Sie gingen als die Katholischen Könige (katalanisch Els Reis CatĂČlics) in die Geschichte ein; die Vereinigung Kastiliens mit Aragon erfolgte zunĂ€chst als Personalunion; die Vereinigung der beiden Kronen zum Königreich Spanien erfolgte 1516 unter dem spĂ€teren Karl V. (Karl der Erste von Spanien); die innere politische EigenstĂ€ndigkeit Kataloniens blieb dabei aber erhalten.

Im Französisch-Spanischen Krieg von 1635–1659 kam es zu separatistischen Bewegungen in Spanien. Im Jahr 1640 konnte Portugal erfolgreich seine EigenstĂ€ndigkeit wiedergewinnen (nach dem Tod des letzten portugiesischen Königs im Jahr 1580 war es in die Gebiete der Krone Kastiliens eingegliedert worden). Katalonien versuchte ebenfalls, die frĂŒhere EigenstĂ€ndigkeit wiederzuerlangen, war darin aber nicht erfolgreich. Im PyrenĂ€enfrieden musste Spanien die katalanischen Gebiete nördlich der PyrenĂ€en (die historische Grafschaft RossellĂł, Nordkatalonien) an Frankreich abtreten, das restliche Katalonien blieb bei Spanien.

Im Spanischen Erbfolgekrieg (1700–1713), in dem es um die Thronfolge nach dem Tod des kinderlos gebliebenen Karl II. ging, unterstĂŒtzten die meisten Katalanen den Habsburger ThronprĂ€tendenten Erzherzog Karl gegen den Bourbonen Philipp von Anjou. Der im Frieden von Utrecht als Sieger hervorgegangene Philipp V. bestrafte Katalonien dafĂŒr hart: 1714 ergab sich Barcelona den Truppen Philipps, in den Folgejahren wurden die katalanischen Institutionen aufgelöst, wodurch die katalanische Selbstverwaltung endete. Zum Gedenken dieses Ereignisses wird seit 1980 der 11. September, der Tag der Kapitulation 1714, als katalanischer „Nationalfeiertag“ – Diada Nacional de Catalunya –, begangen.

Zeit Napoleons

In den Jahren 1812 bis 1814 war Katalonien Teil des französischen Kaiserreichs und zuerst in vier, spÀter in zwei französische Départemente eingeteilt.

20. Jahrhundert

In der Zweiten Republik wurde Katalonien zunĂ€chst 1931 eine provisorische Autonomie mit Wiedererrichtung der Generalitat gewĂ€hrt; diese wurde im Autonomiestatut von 1932 festgeschrieben. Von 1934 bis 1936 war die Autonomie jedoch suspendiert und wurde mit dem Sieg Francisco Francos im Spanischen BĂŒrgerkrieg 1939 aufgehoben. WĂ€hrend des BĂŒrgerkrieges 1936–1939 war Katalonien (vor allem Barcelona) Schauplatz der einzigen (zumindest zeitweise) geglĂŒckten anarchistischen Revolution in der EuropĂ€ischen Geschichte.

Die Generalitat bestand wĂ€hrend der Franco-Diktatur im Exil fort. Im Zuge der nach Francos Tod einsetzenden Transition wurde Katalonien 1977 erneut zunĂ€chst eine provisorische Autonomie gewĂ€hrt und der zurĂŒckgekehrte Josep Tarradellas als PrĂ€sident der Generalitat anerkannt. Auf der Grundlage der demokratischen spanischen Verfassung von 1978 erhielt Katalonien 1979 ein neues Autonomiestatut. In dessen Rahmen wurden die Kompetenzen und auch die Finanzierung der Region immer weiter ausgebaut, meist auf Druck der national-katalanischen Gruppierungen.

Der NationalitÀtsstreit und politische Entwicklungen seit 1978

NationalitÀt und UnabhÀngigkeitsbestrebungen

Aufgrund der historischen, sprachlichen und kulturellen Unterschiede zum ĂŒbrigen Spanien sieht sich Katalonien als eine eigene Nation. Der Begriff Nation wird dabei im Sinne einer Kulturnation verstanden und nicht ĂŒber eine ethnische Zugehörigkeit definiert. Die Frage nach der Selbstbezeichnung als „Nation“ stand 2005 und 2006 im Mittelpunkt der Verhandlungen um das neue Autonomiestatut. Das katalanische Parlament hatte mit großer Mehrheit (88,9 %) gegen die Stimmen des Partido Popular (11,1 %) eine Resolution beschlossen, die Katalonien als „Nation“ bezeichnet. Als dies jedoch im gesamtspanischen Parlament auf Widerspruch stieß, einigte man sich schließlich auf eine Kompromissformel in der PrĂ€ambel. Demnach wird einerseits festgehalten, dass „das Parlament Kataloniens das GefĂŒhl und den Willen der BĂŒrger Kataloniens aufgenommen hat, indem es mit großer Mehrheit Katalonien als Nation definiert hat“, andererseits darauf verwiesen, dass „die spanische Verfassung [
] die nationale Wirklichkeit Kataloniens als NationalitĂ€t anerkennt“. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass die spanische Verfassung von 1978 innerhalb der „unauflöslichen“ spanischen Nation nur „NationalitĂ€ten“, nicht aber eigenstĂ€ndige Nationen kennt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 befĂŒrworten 35 % der Bevölkerung Kataloniens eine staatliche UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens, 45 % sind dagegen, 20 % unentschieden (s. auch unten Ergebnisse der Umfrage 2012). Tendenziell zeigt sich eine signifikant erhöhte Zustimmung zur UnabhĂ€ngigkeit bei BĂŒrgern, auf die eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften zutrifft: hoher Grad an Kenntnissen bzw. Gebrauch des Katalanischen, höherer Bildungsgrad, Geburt in Katalonien, hoher Nutzungsgrad bei Informationsmedien und Wohnsitz außerhalb der BallungsrĂ€ume.

In einer symbolischen Volksabstimmung in 166 Gemeinden am 13. Dezember 2009 sprachen sich rund 95 % der Teilnehmer dafĂŒr aus, dass Katalonien ein eigener Staat innerhalb der EU werden soll. Die Abstimmungsbeteiligung betrug allerdings nur 27 %. Seither haben zahlreiche weitere Gemeinden (u. a. Barcelona) analoge Abstimmungen durchgefĂŒhrt, wobei die Wahlbeteiligung im Durchschnitt bei knapp 20 % lag. Mehr als 90 % der Abstimmenden sprachen sich dabei fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens aus. Die Aussagekraft dieser Abstimmungen ist vor allem wegen der niedrigen Wahlbeteiligung umstritten.

Aufgrund der Finanzkrise in Spanien ab 2010, die unter anderem auch Katalonien wegen der hohen Verschuldung besonders traf, gewann die Debatte um die Finanzhoheit an IntensitĂ€t: Nationalistische Politiker sahen die Regierung in Madrid bzw. die innerstaatlichen Transferleistungen als Grund fĂŒr die hohe Verschuldung der wirtschaftsstarken Region.

Am 12. Dezember 2013 kĂŒndigten MinisterprĂ€sident Artur Mas und Vertreter der Parteien CiU, ERC, ICV-EUiA und CUP an, am 9. November 2014 in Katalonien ein Referendum ĂŒber die politische Zukunft Kataloniens durchfĂŒhren zu wollen, in dem die Frage einer UnabhĂ€ngigkeit von Spanien zur Abstimmung gestellt werden sollte. Da eine solche Volksabstimmung einen Bruch der spanischen Verfassung bedeutet hĂ€tte, wurde zuletzt von einer Volksbefragung gesprochen, ĂŒber deren politische Auswirkungen Unklarheit herrscht. Am 9. November 2014 hat sich bei der inoffiziellen Volksbefragung in Katalonien eine Mehrheit von 80,1 % fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens ausgesprochen; dabei hatten etwa 2,25 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben – die Zahl der stimmberechtigten Katalanen gab die Regionalregierung mit 5,4 Millionen an (Hierbei wurden jedoch die zur Abstimmung zugelassenen in Katalonien wohnhaften AuslĂ€nder nicht berĂŒcksichtigt, gemĂ€ĂŸ den Daten des Instituto Nacional de EstadĂ­stica lĂ€ge die Zahl der Wahlberechtigten bei rund 6,2 Millionen, womit die Wahlbeteiligung etwa ein Drittel betragen wĂŒrde).

Im Januar 2015 einigten sich ERC-Chef Oriol Junqueras und MinisterprĂ€sident Mas unter Beteiligung der Vorsitzenden zweier aktivistischer Organisationen, Òmnium Cultural und ANC, darauf, vorgezogene Neuwahlen zum Regionalparlament durchzufĂŒhren und diese gleichzeitig als indirektes Plebiszit zur Frage der UnabhĂ€ngigkeit zu betrachten. Bei der Wahl am 27. September 2015 verfehlten diejenigen Parteien, die eine einseitige UnabhĂ€ngigkeitserklĂ€rung befĂŒrworteten, mit zusammen knapp 48 % die Mehrheit der Abstimmenden.

Weg in die Krise

Seit 1978 besitzt Katalonien den Status einer Autonomen Gemeinschaft innerhalb des spanischen Staates. Unter diesen ragt Katalonien gemeinsam mit den ĂŒbrigen „historischen“ Autonomen Gemeinschaften, dem Baskenland, Galicien und Navarra durch ein besonders hohes Maß an eigenen Befugnissen in Gesetzgebung und Verwaltung hervor. Unter anderem verfĂŒgt Katalonien ĂŒber eine eigene Polizeieinheit, die Mossos d’Esquadra, die nach und nach die Aufgaben der spanischen Polizei auf katalanischem Gebiet ĂŒbernimmt. Auch in zahlreichen anderen Politikfeldern, so etwa der Bildungs-, der Gesundheits- und der Wirtschaftspolitik, verfĂŒgt Katalonien ĂŒber weitreichende Kompetenzen. Diese sind im Autonomiestatut niedergelegt, das einerseits die Befugnisse der Autonomen Gemeinschaft gegenĂŒber denen des spanischen Staates abgrenzt, andererseits das Zusammenspiel der katalanischen Institutionen regelt und somit als funktionales Äquivalent einer Verfassung fungiert. Es bedarf der Zustimmung des katalanischen Parlaments, des spanischen Parlaments (in Form eines Organgesetzes) und der katalanischen Bevölkerung durch ein Referendum. Das erste Autonomiestatut von 1978 wurde 2006 durch eine Neufassung mit erweiterten Kompetenzen abgelöst.

Die Politik in Katalonien wurde seit dem Jahr 1980 von dem christdemokratisch-nationalkatalanisch geprĂ€gten ParteienbĂŒndnis CiU unter ihrem Vorsitzenden Jordi Pujol geprĂ€gt. Von 1980 bis zum Jahr 2006 erzielte CiU bei Wahlen viermal relative und dreimal absolute Mehrheiten und stellte mit Pujol bis 2003 ununterbrochen den Regierungschef Kataloniens (katalanisch: President de la Generalitat). Von 2003 bis zum Jahr 2011 wurde Katalonien von den Sozialisten (PSC) in einer Koalition mit zwei weiteren Linksparteien regiert. PrĂ€sident der Generalitat war von 2003 bis 2006 Pasqual Maragall und von 2006 bis 2010 JosĂ© Montilla (beide PSC). 2006 erhielt Katalonien ein neues Autonomiestatut mit erweiterten Kompetenzen. Teile des Autonomiestatuts wurden auf Betreiben der konservativen Partei Partido Popular durch das spanische Verfassungsgericht im Jahr 2010 wieder zurĂŒckgenommen, woraufhin sich die UnabhĂ€ngigkeitsbestrebungen Kataloniens deutlich verstĂ€rkten.

Das Parlament Kataloniens (Parlament de Catalunya) besteht aus 135 Abgeordneten, die alle vier Jahre in direkten allgemeinen Wahlen gewĂ€hlt werden. Es wĂ€hlt seinerseits den PrĂ€sidenten der Generalitat de Catalunya (President de la Generalitat de Catalunya), der das Oberhaupt der regionalen Selbstverwaltung ist. Der PrĂ€sident der Generalitat kann (Autonomiestatut, Art. 67 Nr. 8) einen Conseller Primer (so viel wie Premierminister) ernennen und ernennt die ĂŒbrigen consellers (so viel wie Ressortminister), die zusammen den Consell Executiu oder Govern de la Generalitat de Catalunya (Regionalregierung) bilden. Alle Institutionen der regionalen Selbstverwaltung zusammen (Parlament, PrĂ€sident und Regierung) bilden die Generalitat de Catalunya. Katalonien erhĂ€lt gegenwĂ€rtig ebenso wie die ĂŒbrigen Autonomen Gemeinschaften Spaniens mit Ausnahme des Baskenlandes und Navarras 33 Prozent der in dieser Region erhobenen Einkommensteuern.

Im regionalen Parteiensystem Kataloniens ist, bedingt durch die historischen Auseinandersetzungen mit der spanischen Zentralgewalt und das Bewusstsein kultureller EigenstĂ€ndigkeit, der Zentrum-Peripherie-Cleavage stark ausgeprĂ€gt; demnach stehen sich Vertreter einer stĂ€rkeren Autonomie bzw. UnabhĂ€ngigkeit der Region (in der Regel als „katalanische Nationalisten“ bezeichnet) und AnhĂ€nger eines starken spanischen Zentralstaates gegenĂŒber. Diese Konfliktlinie deckt sich nicht mit den anderen des politischen Spektrums, sondern liegt quer zu ihnen. Die Parteien sind wie folgt zu kennzeichnen:

  • Partit DemĂČcrata Europeu CatalĂ  (PDeCAT), hervorgegangen aus ConvergĂšncia i UniĂł (Konvergenz und Union – CiU), ein im Juni 2015 unter KorruptionsvorwĂŒrfen aufgelöstes BĂŒndnis aus einer liberalen (ConvergĂšncia DemocrĂ tica de Catalunya – CDC) und einer christdemokratischen (UniĂł DemocrĂ tica de Catalunya – UDC) Partei, geeint durch einen gemeinsamen gemĂ€ĂŸigten katalanischen Nationalismus. Das BĂŒndnis befĂŒrwortete eine wesentlich stĂ€rkere Autonomie. Zur Frage der UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens gab es keine einheitliche programmatische Parteilinie, die letztendlich zur Auflösung des BĂŒndnisses beigetragen hat. In Frage einer möglichen UnabhĂ€ngigkeit haben PDeCat und insbesondere das aus ihr hervorgegangene WahlbĂŒndnis mit UnabhĂ€ngigen, Junts per Catalunya, eine zunehmend radikalere Maximalposition bezogen.
  • Esquerra Republicana de Catalunya (Republikanische Linke Kataloniens – ERC): Links, strebt eine staatliche UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens an, lehnt die spanische Monarchie ab. Tritt in Katalonien und darĂŒber hinaus in den anderen „Katalanischen LĂ€ndern“ (den Autonomen Gemeinschaften Valencia und Balearen, dort zumeist in Listenverbindungen mit anderen Parteien des linken und grĂŒnen Spektrums) zu Wahlen an. Nach Oktober 2017 nahm die ERC zunehmend eine moderatere Stellung in der UnabhĂ€ngigkeitsfrage ein und drĂ€ngt auf eine Verhandlung mit der Regierung in Madrid.
  • Partit dels Socialistes de Catalunya (Partei der Sozialisten Kataloniens – PSC): Als eigene Partei verfasster Landesverband der spanischen Sozialisten (PSOE), sozialdemokratische Programmatik. BefĂŒrwortet ebenfalls – obgleich in geringerem Maß als die CiU/PDeCAT/Junts – eine StĂ€rkung der regionalen Autonomie, wird jedoch schon aufgrund ihrer Verbindung mit einer gesamtspanischen Partei nicht als katalanisch-nationalistisch bezeichnet.
  • Partido Popular (Volkspartei – PP): rechtskonservativ, lehnt den katalanischen Nationalismus ausdrĂŒcklich ab. Tritt in ganz Spanien zu Wahlen an und hat in Katalonien stetig an Bedeutung verloren.
  • Iniciativa per Catalunya Verds (Initiative fĂŒr Katalonien GrĂŒne – ICV): Zusammenschluss der aus der frĂŒheren kommunistischen Partei hervorgegangenen Iniciativa per Catalunya und den regionalen GrĂŒnen, verortet sich links von den Sozialisten. Tritt nur in Katalonien zu Wahlen an, zuletzt jedoch in Listenverbindung mit der gesamtspanischen Izquierda Unida (Vereinigte Linke).
  • Ciutadans – Partit de la Ciutadania (BĂŒrger – Partei der BĂŒrgerschaft – C’s): Liberal mit zentralistischer Tendenz, lehnt den katalanischen Nationalismus explizit ab. Die neugegrĂŒndete Partei trat erstmals bei den Regionalwahlen 2006 an und wurde im Zuge der Katalonien-Krise bei den Parlamentswahlen in Katalonien 2017 zur stĂ€rksten politischen Kraft und bedeutendsten Opposition zu den UnabhĂ€ngigkeitsbestrebungen. Bei den Wahlen 2021 verlor sie aber ĂŒber 80 % ihrer Stimmen und ist derzeit die siebtstĂ€rkste Partei im Parlament.
  • Candidatura d’Unitat Popular (Kandidatur der Volkseinheit – CUP): Die linksradikale CUP bezeichnet sich in ihrem Wahlprogramm selbst als „basisdemokratische politische Organisation nationaler PrĂ€gung, die auf dem gesamten Territorium der Katalanischen LĂ€nder aktiv ist und fĂŒr einen von Spanien unabhĂ€ngigen, sozialistischen, ökologisch nachhaltigen, territorial ausgeglichenen und von jeder Art paternalistischer Dominanz freien Staat arbeitet“. Sie befĂŒrwortet eine einseitige UnabhĂ€ngigkeitserklĂ€rung gegenĂŒber Spanien. Die Partei ist seit den Parlamentswahlen 2012 im Parlament vertreten und konnte mit der Wahl 2015 ihre Sitzanzahl mehr als verdreifachen.
  • Solidaritat Catalana per la IndependĂšncia (Katalanische SolidaritĂ€t fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit – SI): Zusammenschluss mehrerer politischer Gruppierungen, die fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens und die Bildung eines eigenen Staats im Rahmen der EuropĂ€ischen Union eintraten. Sie wurde vor den Wahlen 2010 gegrĂŒndet, bei denen sie mit Joan Laporta, dem frĂŒheren PrĂ€sidenten des FC Barcelona, als Spitzenkandidat antrat. Mittlerweile ist das ParteienbĂŒndnis wieder aus dem Parlament ausgeschieden. Das politische Ziel, eine UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens von Spanien, wird jedoch mittlerweile von einer Mehrzahl der im Parlament vertretenen Parteien unterstĂŒtzt.

Durch diese heterogene Konstellation ergeben sich vielfĂ€ltige BĂŒndnismöglichkeiten, die zugleich jeweils spezifisches Konfliktpotenzial aufweisen. So hĂ€lt sich die ERC neben der Möglichkeit einer gemeinsamen linken Koalition mit PSC und ICV auch die Option eines BĂŒndnisses mit der CDC und anderen die UnabhĂ€ngigkeit anstrebenden Bewegungen (v. a. die CUP) offen. Im ersteren Fall begĂŒnstigt die gemeinsame linke Programmatik die Zusammenarbeit, diese wird jedoch erschwert durch unterschiedliche Ansichten zur Autonomie sowie UnabhĂ€ngigkeit der Region und die gesamtspanische Einbindung der PSC; im zweiten Fall wĂ€ren Gemeinsamkeiten und GegensĂ€tze umgekehrt, wobei die Gemeinsamkeiten mit der CUP aufgrund des linken Profils beider Parteien im Gegensatz zur liberalen Haltung der CDC stehen.

Mit den 1980 stattfindenden ersten Regionalwahlen nach der Franco-Diktatur begann die langjĂ€hrige Regierungszeit der CiU unter dem PrĂ€sidenten der Generalitat Jordi Pujol. Sie endete erst im Jahr 2003, als Pujol nicht mehr zur Wahl am 16. November antrat und sich danach eine Koalition aus PSC, ERC und ICV unter Pasqual Maragall (PSC) bildete. Dieser gelang zwar eine grundlegende Überarbeitung des Autonomiestatuts und damit eine StĂ€rkung der regionalen Kompetenzen. Da jedoch in den Verhandlungen mit dem spanischen Parlament erhebliche Kompromisse gemacht wurden, lehnte die ERC die Reform als nicht weitreichend genug ab, was zum Ende der Koalition und vorzeitigen Neuwahlen am 1. November 2006 fĂŒhrte; dabei trat Maragall nicht mehr an. Der sozialistische Spitzenkandidat JosĂ© Montilla bildete nach der Wahl erneut eine Koalition mit ERC und ICV und wurde PrĂ€sident der Generalitat.

Die Wahlen vom 28. November 2010 fĂŒhrten zu einem Regierungswechsel. Die Parteien der seit 2003 regierenden Linkskoalition verloren insgesamt 22 Sitze. Wahlsieger war die CiU mit ihrem Spitzenkandidaten Artur Mas, die nur sechs Mandate von der absoluten Mehrheit entfernt blieb. Mas wurde am 23. Dezember 2010 im zweiten Wahlgang mit den Stimmen seiner Partei bei Enthaltung der PSC und gegen die Nein-Stimmen der restlichen Fraktionen zum PrĂ€sidenten der Generalitat gewĂ€hlt. Er stand in dieser Legislaturperiode einer Minderheitsregierung der CiU vor. Von 2010 bis 2016 war Artur Mas (CDC; ehem. CiU) PrĂ€sident der Generalitat.

Nach der Massendemonstration fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit am 11. September 2012 (siehe oben: NationalitĂ€t und UnabhĂ€ngigkeitsbestrebungen) und dem Scheitern der GesprĂ€che mit der Zentralregierung in Madrid ĂŒber eine Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen dem Staat und Katalonien löste MinisterprĂ€sident Mas das Regionalparlament auf und beraumte Neuwahlen fĂŒr den 25. November 2012 an. In seiner letzten Sitzung vor der Wahl verabschiedete das katalanische Parlament am 27. September 2012 eine Resolution, in der die Regionalregierung aufgefordert wird, in der nĂ€chsten Legislaturperiode eine Volksbefragung ĂŒber die „kollektive Zukunft des katalanischen Volkes“ durchzufĂŒhren. Bei den Wahlen am 25. November 2012 wurde die CiU erneut stĂ€rkste Kraft, verfehlte das selbst gesetzte Ziel einer „deutlichen Mehrheit“ jedoch klar und verlor im Vergleich zu 2010 sogar zwölf Sitze. Erhebliche Verluste erlitt auch die PSC (acht Sitze weniger), wĂ€hrend die ERC die Zahl ihrer Mandate mehr als verdoppeln konnte (auf 21 Sitze) und nunmehr die zweitstĂ€rkste Partei darstellt. Die bisherige Kleinpartei Ciutadans konnte ihren Mandatsstand sogar verdreifachen (auf 9 Sitze). Neu im Parlament vertreten ist die linksradikale UnabhĂ€ngigkeits-Partei CUP. Die Mandatszahl der katalanistischen Parteien sank somit insgesamt um 2 Mandate, wobei jedoch die linken katalanistischen Parteien deutlich hinzugewannen.

Bei den Wahlen am 27. September 2015 verschoben sich die politischen Fronten jedoch deutlich. Der entscheidende Streitpunkt war die Frage der katalanischen UnabhĂ€ngigkeit. Die CiU hatte sich vor der Wahl gespalten, und die die UnabhĂ€ngigkeit befĂŒrwortende Teilpartei CDC bildete gemeinsam mit der ERC das WahlbĂŒndnis JxSĂ­. JxSĂ­ gewann fast 40 % der Stimmen im Regionalparlament und stellte als stĂ€rkste Kraft gemeinsam mit der CUP die Regierung. Zum MinisterprĂ€sidenten wurde am 12. Januar 2016 der BĂŒrgermeister von Girona, Carles Puigdemont (PDeCAT als eine der Teilformationen der JxSi), gewĂ€hlt. Als zentrales Wahlversprechen kĂŒndigte er fĂŒr 2017 ein Referendum ĂŒber die UnabhĂ€ngigkeit Kataloniens an, das unter umstrittenen Bedingungen am 1. Oktober 2017 durchgefĂŒhrt wurde. Am 10. Oktober 2017 unterschrieb Puigdemont ein als UnabhĂ€ngigkeitsdeklaration bezeichnetes Dokument, setzte aber den UnabhĂ€ngigkeitsprozess aus, um mit der Regierung in Madrid in Verhandlungen zu treten. Die spanische Regierung lehnte solche Verhandlungen ab, da das Referendum illegal gewesen sei. Am 21. Oktober erklĂ€rte die spanische Regierung die Entmachtung der katalanischen Regionalregierung und kĂŒndigte Neuwahlen an. Dabei wurde der Artikel 155 der spanischen Verfassung aktiviert, der dem deutschen Bundeszwang Ă€hnelt. Rajoy kĂŒndigte an, die verfassungsmĂ€ĂŸige Ordnung und wirtschaftliche StabilitĂ€t in Katalonien wiederherzustellen. Das katalanische Regionalparlament erklĂ€rte daraufhin am 27. Oktober 2017 Katalonien zu einer unabhĂ€ngigen Republik; die spanische Regierung erklĂ€rte dies als nicht rechtskrĂ€ftig, setzte die Regionalregierung unter Puigdemont ab, löste das Parlament auf und kĂŒndigte Neuwahlen fĂŒr den 21. Dezember 2017 an. Die internationale Staatengemeinschaft hat die UnabhĂ€ngigkeit nicht anerkannt.

Bei den Neuwahlen im Dezember 2017 gewannen die offen separatistischen Parteien (Junts per Catalunya, ein WahlbĂŒndnis um PDeCAT, ERC und CUP) wiederum eine knappe Mehrheit im Parlament, ohne jedoch die Stimmmehrheit erhalten zu haben. Neuer MinisterprĂ€sident der Regionalregierung wurde Ende Mai 2018 Quim Torra, nachdem Puigdemont und Minister seiner Regierung von der spanischen Justiz angeklagt worden waren und sich teilweise ins Ausland abgesetzt hatten. Trotz Dialogangebot aus Madrid setzte Torra weiterhin auf Konfrontation und erklĂ€rte, sein einziges Ziel sei die volle UnabhĂ€ngigkeit und der Bruch mit Spanien.

Bei den Wahlen am 14. Februar 2021 wurde zwar der PSOE stÀrkste Partei, allerdings konnten die nationalistischen und separatistischen Parteien ihre Parlamentsmehrheit behaupten. Der ERC-Politiker Pere AragonÚs wurde am 21. Mai 2021 zum MinisterprÀsidenten gewÀhlt.

Wirtschaft

[veraltet]

Wirtschaftliche Entwicklung

Katalonien ist mit einem BIP von 281.845,1 Millionen Euro im Jahr 2023 die wirtschaftsstĂ€rkste Autonome Gemeinschaft Spaniens. Katalonien zĂ€hlte (wie auch das Baskenland) zu den am frĂŒhesten und intensivsten industrialisierten Regionen Spaniens. Daher kam es bis weit in das 20. Jahrhundert hinein zu einer Einwanderung vieler Spanier aus Ă€rmeren Regionen wie Andalusien und Extremadura. Bei der Höhe des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner lag Katalonien im Jahr 2023 nach Madrid und dem Baskenland auf dem dritten Platz, im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrĂŒckt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 103 (EU-27=100). WĂ€hrend die Arbeitslosenquote im Jahre 2005 noch bei 6,9 % (zum Vergleich: Gesamtspanien: 9,2; EU-28: 9,0 %) lag, so nahm sie im Zuge der Wirtschaftskrise stark zu und lag 2013 bei 23,1 % (Spanien: 26,1 %, EU-28: 10,9 %), nahm bis 2016 jedoch wieder auf 15,7 % (Spanien: 19,6 %, EU-28: 8,6 %) ab. Im Jahr 2024 betrug die Arbeitslosenquote 8,9 %.

Katalonien ist eine hochindustrialisierte Region. Bedeutende Zweige sind Chemie, Pharmazie, Automobilbau und Textilien. Die Produktion der VW-Automarke Seat erfolgt hauptsÀchlich in Katalonien.

Im Agrarsektor ist besonders der Weinanbau hervorzuheben. Katalonien ist nach Frankreich der bedeutendste Produzent und Exporteur von Schaumwein. Bekannte Marken des Cava genannten GetrÀnks sind Freixenet und Codorníu.

Trotz der wirtschaftlichen StĂ€rke ist die Region Katalonien ĂŒberschuldet. 2012 wurde ihr Rating auf Ramschniveau heruntergesetzt. Auch die UnabhĂ€ngigkeitsbestrebungen beeinflussten das Rating. Im vierten Quartal 2015 ist die Verschuldung der Region Katalonien gegenĂŒber dem dritten Quartal erneut um 5 % angestiegen und betrĂ€gt jetzt fast 73 Milliarden Euro. Damit ist dies die höchste jemals gemessene Verschuldung einer spanischen Region.

Im Jahr 2016 haben 802 Unternehmen ihren Unternehmenssitz von Katalonien in andere Regionen Spaniens verlegt. Gleichzeitig haben sich 531 Unternehmen neu angesiedelt. Damit hat sich die Anzahl der Unternehmenssitze netto verringert. Im Vergleich mit anderen Regionen Spaniens fÀllt auf, dass im gleichen Zeitraum insbesondere die Region Madrid stark von Unternehmensansiedlungen profitiert hat. In der politischen Diskussion wird der negative Saldo mit den katalanischen UnabhÀngigkeitsbestrebungen in Zusammenhang gebracht.

Mit einem Wert von 0,897 erreicht Katalonien Platz 5 unter den 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens im Index der menschlichen Entwicklung.

Tourismus

Mit einem Anteil von 12 % am Bruttoinlandsprodukt ist der Tourismus eine der tragenden SÀulen der katalanischen Wirtschaft. Als einer der wenigen Sektoren, der auch in Zeiten der Wirtschaftskrise Aussicht auf Wachstum bietet, ist in den letzten Jahren der Entwicklung des katalanischen Tourismus besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden.

Die Badeorte der Costa Brava im Norden und der Costa Daurada im SĂŒden sind beliebte Ferienziele fĂŒr ganz Europa. Barcelona ist einer der wichtigsten HĂ€fen des Mittelmeeres fĂŒr Kreuzfahrten. Hinzu kommt ein ausdifferenziertes Reiseangebot im Landesinneren und den PyrenĂ€en. So gibt es Angebote im Bereich des Sporttourismus, familienfreundliche Urlaubsorte, die mit dem DTF-Siegel gekennzeichnet sind, Angebote im Bereich des lĂ€ndlichen Tourismus (Turisme rural) sowie önotouristische Angebote.

Sprachen

WĂ€hrend der Franco-Diktatur wurde der öffentliche Gebrauch der katalanischen Sprache ab 1939 zunĂ€chst unterdrĂŒckt, viele Ortsnamen wurden ins Spanische ĂŒbersetzt, Schulunterricht fand bis 1967 ausschließlich auf Spanisch statt. Seit 1978 jedoch genießt die Region Katalonien einen durch die spanische Verfassung abgesicherten Autonomiestatus. Seitdem gewinnt die traditionell angestammte katalanische Sprache wieder an Bedeutung. Die verschiedenen kulturellen und sprachlichen Autonomiebestimmungen wurden im Autonomiestatut von Katalonien prĂ€zisiert und festgeschrieben. Somit gelten Spanisch (Castellano/Kastilisch) und Katalanisch heute offiziell als gleichberechtigt. Die Regionalregierung unterstĂŒtzt die katalanische Sprache nach KrĂ€ften, auch Medien aller Art werden finanziell gefördert.

Nach der offiziellen Statistik bezeichneten im Jahr 2008 31,68 % der Bevölkerung Kataloniens das Katalanische als Muttersprache (Llengua inicial), und 54,99 % gaben Kastilisch (Spanisch) als Muttersprache an. Weitere 3,84 % nannten beide Sprachen als Muttersprachen. Im Val d’Aran (Arantal) sprechen ca. 7.000 Menschen Aranesisch, einen okzitanischen Dialekt. Obwohl Okzitanisch in SĂŒdfrankreich weit verbreitet ist, genießt es nur in Katalonien offiziellen Status. Die Llengua de Signes Catalana wird von 25.000 Sprechern, darunter 12.000 gehörlosen Menschen beherrscht.

Bei der statistischen Erhebung wurde auch nach der ĂŒblicherweise gebrauchten Sprache (Llengua habitual) und der Llengua d’identificaciĂł (der Sprache, mit der man sich identifiziert) gefragt. Hier schnitt das Katalanische mit 35,64 % und 37,25 % merklich besser ab. Der Vorsprung des Kastilischen ist auf die durch Migration geprĂ€gte Sprachsituation im Großraum Barcelona (Àmbit MetropolitĂ  de Barcelona) zurĂŒckzufĂŒhren. Das Katalanische ĂŒberwiegt – mit Ausnahme von Camp de Tarragona – in allen anderen Regionen (Terres de l’Ebre, Àmbit de Ponent, Comarques Centrals und Alt Pirineu i Aran). Laut den amtlichen Erhebungen war Katalanisch in den letzten Jahren – bei rasch steigender Bevölkerungszahl (u. a. aufgrund der Zuwanderung auch aus lateinamerikanischen LĂ€ndern) – als Llengua habitual rĂŒcklĂ€ufig (von 46,0 % 2003 auf 35,64 % 2008). Doch ist die Zahl derer, die beide Sprachen als ihre Llengua habitual bezeichneten, gestiegen (von 4,72 % auf 11,95 %).

Heute spricht der ĂŒberwiegende Teil der Bevölkerung im Alltag auch Katalanisch. Laut einer auf Schulhöfen durchgefĂŒhrten Studie neigen Sprecher mit katalanischer Muttersprache jedoch dazu, sich der Muttersprache des GesprĂ€chspartners zu bedienen. Kastilisch-Sprecher hingegen bleiben auch gegenĂŒber Katalanischsprachigen tendenziell bei ihrer eigenen Sprache. Der Schriftverkehr mit Behörden und der Schul- und Hochschulunterricht erfolgen fast ausschließlich auf Katalanisch, und Unternehmen mĂŒssen ihre Publikationen (zumindest auch) in katalanischer Sprache herausgeben. Spanischsprachige Zuwanderer aus anderen Landesteilen empfinden diese Politik mitunter als schikanös, da ihnen, etwa fĂŒr öffentliche Stellen, Katalanischkenntnisse abverlangt werden. Katalanisch-Sprachkurse werden vielerorts kostenlos angeboten. Im Bereich des Fernsehens und in der Presse hat das Spanische eine beherrschende Stellung, da hier die ĂŒberregionalen Medien dominieren.

Spanische Medien kritisieren die Sprachenpolitik der katalanischen Regierung zuweilen mit Überschriften wie „Wie unter Franco, nur umgekehrt: Verfolgung des Kastilischen in Katalonien“. Auch der einstige Vorsitzende der spanischen Volkspartei Partido Popular und spanische MinisterprĂ€sident Mariano Rajoy griff 2006 in der Kampagne der spanischen Konservativen gegen das neue katalanische Autonomiestatut auf solche VorwĂŒrfe zurĂŒck. Dazu heißt es in der Fachliteratur: „Ein besonderer Dorn im Auge ist der spanischen Rechten die sprachliche Immersion an den Grundschulen Kataloniens. Die Methode der Immersion, die auch in anderen multilingualen Kontexten (z. B. in Kanada oder Finnland) angewandt wird, zielt darauf, Kindern den zĂŒgigen Erwerb einer Zweitsprache durch zĂŒgigen Kontakt mit einer schulischen Umgebung zu erleichtern, in der die Zweitsprache eine prominente Rolle spielt. Auf Katalonien bezogen bedeutet dies im Klartext, dass Kinder, die nicht katalanische Muttersprachler sind (ĂŒberwiegend also spanischsprachige Kinder), möglichst frĂŒhzeitig ein hohes Niveau an Sprachkompetenz im Katalanischen erwerben sollen. Es ist aber keineswegs intendiert, dass die Kinder 
 das Kastilische „verlernen“, und von einem solchen „Verlernen“ kann in der RealitĂ€t auch nicht die Rede sein: Kastilisch-Unterricht ist an allen Schulen Kataloniens Pflicht.“ Auch der international bekannte katalanische Schriftsteller Manuel VĂĄzquez MontalbĂĄn, der seine Werke in kastilischer Sprache verfasst, hat – unverkennbar polemisch – „mit beißendem Spott die hysterische Panikmache analysiert, die die Wahnvorstellung aufkommen lassen soll, mit der Immersionsmethode wĂŒrden spanischsprachige Opfer in Massen von der katalanischen SprachĂŒberflutung ertrĂ€nkt.“ Dennoch kommt es auch von Eltern vieler SchĂŒler immer wieder zu Beschwerden von willentlicher VernachlĂ€ssigung des Spanischunterrichts bis hin zur katalanistischen Indoktrination an öffentlichen Schulen.

Dem Vorwurf der VerdrĂ€ngung des Kastilischen steht die Sprachenklausel des katalanischen Autonomiestatuts von 2006 entgegen. In Artikel 6 heißt es in der offiziellen deutschen Übersetzung der Generalitat:

Und auf das Aranesische bezogen, besagt das Statut:

Katalonien versteht sich demnach als zwei- oder sogar dreisprachige Kulturnation. Rund 80 % der Katalanen, auch eine deutliche Mehrheit der Kastilisch-Sprecher Kataloniens und selbst der in Katalonien lebenden Partido-Popular-WĂ€hler gaben in einer Studie im Herbst 2012 an, die katalanische Sprachenpolitik der Immersion zu befĂŒrworten. Nur 14,5 % aller Katalanen lehnten diese ab. Dennoch ist Spaniens Oberster Gerichtshof, das Tribunal Supremo, hĂ€ufig mit Fragen der katalanischen Sprachpolitik beschĂ€ftigt und hat die katalanischen AutoritĂ€ten bereits zu Nachbesserungen im Sinne eines besseren Angebots auch der kastilischen Sprache gezwungen. Im Juni 2013 etwa wurden mehrere Artikel eines Dekrets von 2008 fĂŒr nichtig erklĂ€rt, wonach die einzige Verkehrssprache an vorschulischen Bildungseinrichtungen in Katalonien Katalanisch sein sollte.

Kultur

Von Katalonien im Sinne der heutigen spanischen Region unterschieden werden mĂŒssen die Katalanischen LĂ€nder (katalanisch PaĂŻsos Catalans), die neben der gemeinsamen Sprache, dem Katalanischen, weitere historische und kulturelle Gemeinsamkeiten aufweisen. Zu diesen „LĂ€ndern“ (PaĂŻsos) gehören neben der gleichnamigen Region in Spanien die Balearen, Valencia, das zu Frankreich gehörende Roussillon („Nordkatalonien“), ein schmaler Streifen in Aragonien, die sogenannte Franja de Ponent, Andorra und die Stadt Alghero (katalanisch l'Alguer) auf Sardinien. Die nördliche Grenze dieses Sprach- und Kulturraumes wird heute durch die Porta dels PaĂŻsos Catalans bei Salses-le-ChĂąteau im Roussillon markiert.

Die katalanische Flagge (Senyera) ist gelb mit vier roten Streifen. Die katalanische Nationalhymne Els Segadors (Die Schnitter) (Titel) greift im Text einen Aufstand aus Protest gegen die kastilischen Machthaber im 17. Jahrhundert auf.

Nationalfeiertag ist der 11. September, an dem 1714 die Truppen des bourbonischen ThronprĂ€tendenten Philipp V. wĂ€hrend des Spanischen Erbfolgekrieges Barcelona eingenommen hatten. In der Folge schaffte Philipp V. die traditionellen Institutionen der LĂ€nder der ehemaligen aragonesischen Krone ab, die wĂ€hrend des Krieges zum grĂ¶ĂŸten Teil auf Seiten seiner habsburgischen Gegner standen. Die Katalanen sehen den 11. September als Tag, an dem Katalonien seine UnabhĂ€ngigkeit verlor. Heute gedenkt man an dem Tag einerseits der getöteten katalanischen Soldaten, feiert andererseits insbesondere, dass es die katalanische Sprache und Kultur trotz der Repressalien bis heute ĂŒberleben.

George Orwell schrieb ein bekanntes Mein Katalonien betiteltes Buch ĂŒber den spanischen BĂŒrgerkrieg in Katalonien.

Die katalanische Tradition, am 23. April zum Gedenktag des katalanischen Schutzheiligen St. Georg (katalanisch Sant Jordi, spanisch San Jorge) Rosen und BĂŒcher zu verschenken, ĂŒbernahm die UNESCO bei der Einrichtung eines weltweiten Feiertags zu Ehren der BĂŒcher, dem Welttag des Buches. Traditionell schenken die MĂ€nner ihrer Liebsten eine Rose und die revanchiert sich mit einem Buch. Der Brauch, Rosen zu verschenken, gilt als der Ă€ltere. Die Wahl des Tages rĂŒhrt daher, dass der 23. April der Todestag von Miguel de Cervantes und William Shakespeare ist.

Auca heißt die landestypische Form der Bildergeschichte.

Die Sardana ist der bekannteste traditionelle Tanz des katalanischen Volkes.

Castells sind die spektakulĂ€ren, „halsbrecherisch“ erscheinenden Menschenpyramiden, die Mannschaften (katalan. colles) aus verschiedenen StĂ€dten in Katalonien traditionell zu hohen Festlichkeiten zustande bringen. Sie können bis zu zehn „Stockwerke“ hoch sein, die Menschen in den oberen Stockwerken sind jĂŒnger (und schlanker) und als Spitze des Turmes fungiert ein kleines Kind.

In Barcelona, Paris, Berlin und New York existieren katalanische Kulturinstitute. Diese werden nach dem mallorquinischen Philosophen und Theologen Ramon Llull, Institut Ramon Llull genannt.

Bekannte KĂŒnstler

Malerei, Architektur
  • Salvador DalĂ­ (1904–1989)
  • Antoni GaudĂ­ (1852–1926)
  • Joan MirĂł (1893–1983)
  • Antoni TĂ pies (1923–2012)
  • Joan Brossa (1919–1998)
Musik
  • Montserrat CaballĂ© (1933–2018)
  • Josep Carreras (* 1946)
  • Pau Casals (1876–1973)
  • Xavier Cugat (1900–1990)
  • Jordi Savall (* 1941)
  • Gloria Lasso (1922–2005)
  • LluĂ­s Llach (* 1948)
  • Maria del Mar Bonet (* 1947)
  • Joan Manuel Serrat (* 1943)
  • Tete Montoliu (1933–1997)
  • Victoria de los Ángeles (1923–2005)
Film
  • Isabel Coixet (* 1960)
  • Bigas Luna (1946–2013)
  • JosĂ© Luis GuerĂ­n
Kochkunst
  • Carme Ruscalleda (* 1952)
  • Ferran AdriĂ  (* 1962)
Literatur
Ester Xargay

Gastland der Buchmesse 2007

2007 war die katalanische Kultur (sie und die Sprache sind auch außerhalb der Region etabliert) Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Signet auf Plakaten war u. a. der katalanische Esel (in einer Version ein natĂŒrlicher, in einer anderen als Parodie auf das spanische Symbol des Osborne-Stiers). Die Teilnahme von Schriftstellern, die aus Katalonien stammen, aber in spanischer Sprache schreiben, war lange umstritten. In Katalonien sitzen besonders viele Verlage, die auch nach SĂŒdamerika liefern.

Die Johann Wolfgang Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt am Main beherbergt mit 35.000 BĂ€nden die grĂ¶ĂŸte katalanische Forschungsbibliothek (auf Katalanisch und ĂŒber das Land – außerhalb dessen). AnlĂ€sslich des Gastlandauftritts entstand ein Abkommen, das Forschungszentrum auszubauen und das Cervantes-Institut in Frankfurt zu grĂŒnden.

Sport

Da im Rahmen der gĂ©ographie olympique von Pierre de Coubertin NationalitĂ€ten unterhalb der Staaten mit eigenen Mannschaften auf Antrag an den Start gehen konnten (z. B. Finnland im Rahmen von Russland, Böhmen im Rahmen von Österreich-Ungarn), beantragte ein Olympisches Komitee aus Barcelona eine eigenstĂ€ndige olympische Mannschaft fĂŒr die Olympischen Sommerspiele 1912–1928. Dieser Antrag wurde abgelehnt, da die Vertreter Spaniens im IOC aus Madrid kamen und eine Stellungnahme abgeben mussten. Juan Antonio Samaranch organisierte 1947 in Barcelona die Rollhockey-Europameisterschaft, trainierte die Mannschaft Kataloniens – und diese gewann. Barcelona bewarb sich 1931 um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 1936, die aber Berlin zugesprochen wurden, da es zur Zeit der entscheidenden Sitzung in Barcelona zu Schießereien auf der Straße kam und Berlin Ruhe und Sicherheit garantieren konnte. Im damals politisch links dominierten Barcelona fand stattdessen 1936 die Volksolympiade statt. Erst die Olympischen Sommerspiele 1992 fanden schließlich in Barcelona unter der PrĂ€sidentschaft Samaranchs statt, wobei vor allem im Kulturprogramm und bei jeder Ansage im Stadion auch die katalanische Sprache verwendet wurde. Der FC Barcelona gilt als starker BefĂŒrworter der Eigenstaatlichkeit Kataloniens und hat, da er dann nicht mehr in der 1. Spanischen Liga spielen dĂŒrfe, vorgeschlagen, dann in der 1. Französischen Liga zu spielen (was nach EU-Recht ohnehin zulĂ€ssig wĂ€re).

Siehe auch

  • Autonomiestatut von Katalonien
  • Liste der Wappen in Katalonien
  • Liste katalanisch-spanischer Ortsnamen im katalanischen Sprachgebiet
  • Katalanische Literatur
  • Katalanische KĂŒche
  • Liste der katalanischen Außenminister

Literatur

  • Hermann von Staff zu Reitzenstein: Der Befreiungs-Krieg der Katalonier in den Jahren 1808 bis 1814. 2 BĂ€nde. 1821/1827 (GoogleBooks).
  • Pilar Arnau i Segarra, Gero Arnscheidt, Tilbert DĂ­dac Stegmann, Manfred Tietz (Hrsg.): Narrative NeuanfĂ€nge. Der katalanische Roman der Gegenwart. edition tranvia/Verlag Walter Frey, Berlin 2007, ISBN 978-3-938944-13-4.
  • Walther L. Bernecker, Torsten Eßer, Peter A. Kraus: Eine kleine Geschichte Kataloniens. suhrkamp taschenbuch 3879, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-518-45879-2.
  • Sören Brinkmann: Katalonien und der Spanische BĂŒrgerkrieg, Geschichte und Erinnerung. edition tranvĂ­a/Verlag Walter Frey, Berlin 2007, ISBN 978-3-938944-12-7.
  • Carlos Collado Seidel: Kleine Geschichte Kataloniens. C. H. Beck, MĂŒnchen 2007, ISBN 978-3-406-54787-4.
  • Torsten Eßer, Tilbert D. Stegmann (Hrsg.): Kataloniens RĂŒckkehr nach Europa 1976–2006: Geschichte, Politik, Kultur und Wirtschaft. LIT Verlag, MĂŒnster 2007, ISBN 978-3-8258-0283-7. (Kultur: Forschung und Wissenschaft Band 8).

Weblinks

  • Literatur von und ĂŒber Katalonien im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Website der Regierung von Katalonien (Generalitat de Catalunya) (katalanisch, kastilisch, englisch, okzitanisch)
  • Catalan Hyperencyclopaedia – umfassende EnzyklopĂ€die zu Katalonien (katalanisch)
  • Geschichte von Katalonien mit detaillierten Karten
  • Josep M. Fradera, Regionalism and Nationalism: Catalonia within modern Spain (PDF; 4,3 MB), in: Regionale Bewegungen und Regionalismen in europĂ€ischen ZwischenrĂ€umen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hgg. Philipp Ther & Holm Sundhaussen. Herder-Institut, Marburg 2003, S. 3–18, (englisch)

Einzelnachweise



Quelle: Wikipedia

 

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auch: Catalunya; Cataluña, Cataluña, Catalogna, Catalogne, Catalonia, Catalunha, Catalunya
Wappen/Flagge: Katalonien

ISO 3166-2:
Bezeichnung der Region: Autonome Region

Fläche ca.: 32092.90 km²

Länge der Grenze ca.: km


Ausdehnung / Grenzen (dezimale Koordinaten nach WGS 84):
nördlichster Punkt: 42.8615161
südlichster Punkt: 40.522788
westlichster Punkt: 0.1595086
östlichster Punkt: 3.332501

 
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